Deutsche Welle

Cineastisches Wagnis
Silke Bartlick

(...) Ermüdend ist dieser Film nie. Vielmehr gewinnt das cineastische Wagnis "Havarie" unentwegt an Intensität. Denn während Philipp Scheffner den Betrachter mit diesem einen Bild der Hilflosigkeit konfrontiert, setzt er in dessen Kopf eine ganze Bilderflut frei. Dafür braucht er nicht mehr als eine Tonspur, Stimmen und Geräusche aus dem Off: Über Funk krächzt die Seenotrettung, kündigt einen Hubschrauber an und ein Boot. Aber das wird erst in anderthalb Stunden kommen. Nordafrikanische Schlepper versichern, dieses sei ihre letzte Überfahrt. Oder auch nicht. Eine Frau telefoniert aus Frankreich mit ihrem Mann in Algerien, er hat wieder kein Visum bekommen. Später wird auch er in so ein Boot steigen. "Dieses Meer ist ein großer Friedhof", wissen russische und ukrainische Seeleute. Und philippinische Matrosen besingen das verlorene Leben. Das ganze Drama der anhaltenden Flüchtlingsströme in einer einzigen Einstellung! (...) Ganzer Artikel