Der Freitag, 18.02.2016

Zu den großen Ereignissen dieser Berlinale gehört Philip Scheffners Essay Havarie
Matthias Dell

(...) Zu den großen Ereignissen dieser Berlinale gehört Philip Scheffners Essay Havarie (Forum), der in einem langen Prozess zu einer filmisch intelligenten Form des Erzählens vom Leid anderer gefunden hat (Freitag 6/2016). Die Blicke und Lebensgeschichten, die sich in der Begegnung eines Schlauchboots und eines Kreuzfahrtschiffs im September 2012 im Mittelmeer kreuzten, erzählt der Film – auf der Tonebene in verschiedenen Interviews und auf der Bildebene als auf die Kinolänge von 90 Minuten verlangsamter 3:36-Minuten-Youtube-Clip. Das Konzept ist kein künstlerischer Trick, sondern erweist sich als ästhetische Notwendigkeit, wenn man als Teil der Kreuzfahrtschiffwelt den eigenen Standpunkt verstehen will. Darin ist Kino im Übrigen konkurrenzlos: einem scheinbar kontingenten Urlaubsvideofilm mit zeitlicher Verzögerung den globalpolitischen Kontext zu rekonstruieren. Ganzer Artikel