Artechock, 19.02.2016

Fiktionen des Wirklichen
Dunja Bialas

Filme, die nur so tun, als wären sie Doku­men­tar­filme (...)
Philip Scheffner, der hier bereits mit seinem insze­nierten Film-im-Doku­men­tar­film And-Ek Ghes vorge­stellt wurde, hat in dem zweiten, ebenfalls im Forum präsen­tierten Film Havarie die Wirk­lich­keit gedehnt, bis sie sich in ihrer ganzen Deut­lich­keit zu erkennen gibt: Havarie, das ist der Schiff­bruch mit Zuschauer. (...) So entsteigen, ähnlich wie in seinem Film The Halfmoon Files (2007), den Zwischen­räumen der Einzel­bilder die Geschichten der Menschen wie Gespenster- und Geis­ter­ge­schichten. (...) Natürlich erfahren wir nichts über die realen Schick­sale der im Meer Trei­benden, auch blendet Scheffner sowohl den Ort als auch die weitere Entwick­lung aus (wurden die Hava­risten gerettet?). Alles wird, wie in der Dehnung der Aufnahme, zeitent­hoben, der Wirk­lich­keit entrissen. Univer­sa­lität macht sich breit und Anthro­po­logie: die Gewor­fen­heit des Menschen ange­sichts seiner Träume und Wünsche.(...) Philip Scheffner, das darf nicht vergessen werden, hat für die Tonspur in weiten Teilen gleich­falls in der Art des Doku­men­tar­fil­mers gear­beitet. Er reiste nach Nord­afrika, in die Orte des Aufbre­chens und zu den Küsten­wa­chen am Mittel­meer und filmte die inter­viewten Menschen. Später behielt er von den Aufnahmen nur die Tonspur behielt. Er hat, indem er das Anfangs­bild für seinen Film, das im Meer treibende Boot, nicht durch andere Bilder bedrängte oder ergänzte, trotz aller Bear­bei­tung und künst­le­ri­scher Entfer­nung, die Essenz des Bildes und des Hergangs bewahrt
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