Die Recherche zum Dokumentarfilm HAVARIE war Ausgangspunkt und Inspiration für den gleichnamigen Roman von Merle Kröger, ausgezeichnet mit dem Radio Bremen- Krimipreis 2015 und dem Deutschen Krimipreis 2016, 2. Platz (national). Kröger: "Die Realität ist viel dramatischer, gewalttätiger, unfassbarer als die Fiktion. Ich habe mich entschieden, das reale Ereignis des Aufeinandertreffens der Schiffe zum Anlass zu nehmen, um die Zeit anzuhalten, quasi ein 3-D-Modell dieser Situation zu erstellen, das ich von allen Seiten betrachten kann. In diesem modellhaften Raum kann ich nun in die Rolle jedes Protagonisten schlüpfen und versuchen, ihn oder sie aus ihrer Biografie heraus denken und handeln zu lassen."
HAVARIE
Roman
argument Verlag Hamburg, Mai 2015
• KrimiZeit Bestenliste Platz 1 (Juni, Juli & August 2015)
• Hotlist 2015
• Radio Bremen Krimipreis 2015
• Deutscher Krimipreis 2016, 2. Platz (national)
Rezensionen:
http://merlekroeger.de/de/5/reviews/havarie
Jury Statement Deutscher Krimipreis 16/01/2016
Dr. Kirsten Reimers
»Havarie« von Merle Kröger ist ein vielschichtiger Roman. Über die Begegnung der Schiffe hat die Autorin ebenfalls einen Film gedreht, der unter dem gleichen Titel 2016 erscheinen wird. Die Filmidee hat Spuren im Buch hinterlassen: knappe Kapitel, klare Schnitte, kurze Passagen wie aus einem Drehbuch – die reine Erzählform wird aufgebrochen. (…) So überschreitet der Roman die Grenze zur Dokumentation, bleibt doch rein fiktiv – ein facettenreicher, kluger, mutiger und komplexer Roman.
Kritiken (Auswahl):
Deutschlandfunk "Büchermarkt"
Andreas Ammer
„(…) eine der intelligentesten Neuerscheinungen des Jahres 2015, und dieses Lob umfasst nicht nur das Krimigenre, sondern den deutschen Buchmarkt generell.“
Der Freitag 30.4.2015
Thekla Dannenberg
Havarie ist der Roman der Stunde. Jeder, der an Europa und dem Mittelmeer hängt, sollte ihn lesen. Merle Kröger erzählt darin kein Flüchtlingsdrama. Oder zumindest nicht nur. Sie erzählt in rasant wechselnden Perspektiven von Aufbruch und Schiffbruch, von der Faszination des Meeres und von einer Seefahrt, die aus Gründen der Kosteneffizienz alle Werte über Bord geworfen hat.
(...) Doch vor allem beweist Kröger mit Havarie zweierlei: wie grandios eine dezidiert politische Literatur sein kann und wie kunstvoll der deutsche Kriminalroman.
Die Welt, 9.5.2015
Elmar Krekeler
"Havarie" ist ein Dokufictionthrilleressayroman. (...)
Das Meer der Geschichten, das der Roman überquert, ist tatsächlich ein Höllenschlund. Und in den mythischen Stunden, in denen Merle Krögers Figuren eingefroren sind, wird die Welt, die sich auf diesen vier Schiffen widerspiegelt, auf die Probe gestellt. Die Engführung der Geschichten ("Havarie" gleicht einer vielfachen Fuge, für jede der Linien hat Merle Kröger einen eigenen Ton gefunden), ihre Kontrapunktierung bringt sie immer wieder an einen Punkt, an dem sie sich entscheiden, bewähren müssen, "ein autonomes Denken und Handeln entwickeln, das nicht durch ihre Position, Herkunft, Nationalität, sondern aus ihrer eigenen Haltung heraus entsteht".
Radio Bremen, 13.5.2015
Guido Schulenberg
Merle Kröger treibt uns durch aufgewühlte Lebensgeschichten, Schicksale, die sich auftürmen wie bedrohlich hohe Wellen. Gedanken werden in stakkato-hafte Sätze, Halbsätze und Ein- oder Zweiwort-Sätze gepresst. Sie werden dem Leser entgegengeschleudert, wie aufgewirbeltes Wasser an die Pier. Damit gelingt es der Autorin den Leser mitten in diese Szenerie aufs Mittelmeer zu führen. (...)
So verwirbeln sich die Erzählstränge über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Romanfiguren. Ruhiges Fahrwasser gibt es nicht.
Deutschlandradio Kultur, 21.5.2015
Thomas Wörtche
Krögers Roman verwebt virtuos die verschiedenen Spannungslinien – wird es zum Desaster kommen, wie agieren die Figuren auf den verschiedenen Schiffen, wie agieren sie untereinander? – zu einem dichten Geflecht von Missständen und ungeheurer Komplexität. (...)
"Havarie" ist eine großartige, dokumentarartige Fiktion über das reale Grauen dieser Welt, das in wenigen Stunden auf dem mare nostrum (welche schöne Utopie) mit vielen seiner globalen Verästelungen sichtbar wird.
Spiegel Online, 5.6.2015
Marcus Müntefering
Durchlässig ist die Gegenwart in dieser Geschichte, löchrig, und durch diese Löcher dringt Kröger tief in die Vergangenheit ein. So wird der Roman zur Zeitmaschine, der sich für ein paar Sätze, Absätze oder Seiten mit den Erinnerungen der Protagonisten kurzschließt. Verwehte Bruchstücke, die kein vollständiges Bild ergeben, aber ein Panorama, eine Collage aus Schnipseln, die von Krieg erzählen und von Vertreibung, von Verzweiflung und Gegenwehr und manchmal sogar von Hoffnung. (...)
Erzählen, das heißt immer auch: Ordnung schaffen. Dass diese Ordnung nur eine Illusion ist, vermittelt Merle Kröger auf beeindruckende Weise.
WDR Funkhaus Europa, 2.6.2015
Ulrich Noller
"Havarie" ist ein großartiger Roman; durchaus ein Thriller, durch Anlage und Struktur; viel mehr aber noch ein Zeugnis der Zeit, ein erzählendes Kunstwerk von immenser dokumentarischer Kraft. "Havarie" ist herausragend, ein Roman des Jahres, keine Frage.
ARD ttt, 8.6.2015
Yasemin Ergin
In ihrem fesselnden, elegant konstruierten Roman meistert Merle Kröger den Spagat zwischen Realität und Fiktion. Wer ihn liest, wird in Zukunft genauer hinschauen - und vielleicht auch die Menschen hinter den Nachrichtenbildern näher an sich heranlassen.
BR Diwan Büchermagazin, 6.6.2015
Deutschlandfunk Büchermarkt, 23.6.2015
Andreas Ammer
(…) eine der intelligentesten Neuerscheinungen des Jahres 2015, und dieses Lob umfasst nicht nur das Krimigenre, sondern den deutschen Buchmarkt generell.
Tagesspiegel, 21.6.2015
Kolja Mensing
Darum geht es: Hinter dem „Schicksal der Flüchtlinge“, hinter der „menschlichen Katastrophe“, von der in den Medien in den letzten Wochen und Monaten immer wieder die Rede war, steckt ein komplexer ökonomischer Zusammenhang. „Havarie“ ist darum eigentlich kein Politthriller, sondern ein extrem politischer Thriller. Merle Kröger erzählt davon, wie der Preis für ein Menschenleben im globalen Kapitalismus ständig neu berechnet wird. Und wie dieser Preis stetig fällt.
FAZ 22.6.2015
Hannes Hintermeier
"Havarie" ist ein Kind seiner Zeit und bildet diese so ab, wie wir gewohnt sind, sie zu betrachten. (...) Die beliebte Platte mit dem Dauerlamento, deutschsprachige Autoren hätten dem angloamerikanischen Markt nichts entgegenzusetzen, darf man jetzt leiser drehen. Merle Kröger hat längst den Gegenbeweis angetreten.
SWR Die Buchkritik, 29.6.2015
Frank Rumpel
"Havarie" ist angesichts der Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer ein hoch aktueller, engagierter und politischer Thriller, kein Betroffenheitskitsch, sondern hellwache, wunderbar vital und pointiert geschriebene Literatur.
Badische Zeitung, 4.7.2015
Joachim Schneider
Das kann nur Literatur: Ein paar Sätze, ein paar Sekunden und schon ist die beschriebene Person ganz nah. So schafft man Empathie. Die Drehbuchautorin und Schriftstellerin Merle Kröger weiß genau, wie das funktioniert. Sie entwirft grandiose Szenarien einerseits, andererseits sind es die kleinen Dinge, ein paar Gefühle in Worte gepackt, die ihre Figuren lebendig machen.
rosinenpicker, Goethe Institut, 7.7.2015
Marit Borcherding
(Kröger) tauscht in schneller Folge die Perspektiven, springt von Szene zu Szene, schreibt stichwortartig knapp, überlässt einiges der Fantasie ihrer Leserschaft, fordert mit einem Stakkato kurzer Sätze heraus. Die Fakten sind minutiös recherchiert,. Angesichts der zahlreichen handelnden und erleidenden Personen sowie des raschen Wechsels der Schauplätze muss man dran bleiben an der Lektüre (...). Die Belohnung ist eine Momentaufnahme von erzählerischer Durchschlagskraft, wie sie aktueller kaum sein kann.
NDR Lesezeit, 15.7.2015
Gerd Kuka
Merle Krögers aktueller Kriminalroman "Havarie" steht wieder einmal an Nummer eins der zehn besten Krimis des Monats der renommierten "KrimiZEIT"-Bestenliste. Im Interview erzählt sie über das Buch.
Deutschlandradio Kultur Lesart, 13.7.2015
Katharina Döbler
Merle Kröger hat viel untergebracht in diesem keineswegs dickleibigen, aber gut recherchierten Roman. Da sie ihre zehn Figuren von sich selbst und aus sich selbst erzählen lässt, öffnet sich die Perspektive wie von selbst nach allen Seiten, nach oben und nach unten, über die Welt – und so bricht sie auch manches Klischee. Nicht jedes. Denn viele Klischees in diesem Zusammenhang sind leider absolut real.
junge welt, 18.7.2015
Gerd Bedszent
In insgesamt 41 kurzen, einprägsamen Episoden werden die Ereignisse von 36 Stunden wiedergegeben. Diese ungewöhnliche Erzählstruktur erzeugt atemberaubende Spannung. (...) Ist das Buch ein Beitrag zur Chaostheorie? Vielleicht. Auf jeden Fall ist es hervorragend recherchiert und spannend geschrieben.
Berliner Zeitung, 25.7.2015
Günter Grosser
„Havarie“ ist natürlich ein Roman der Stunde, die Nachrichten mit ihren Horror-Flüchtlingszahlen beweisen das tagtäglich, er ist auch ein großer Kriminalroman, ja – aber er ist mehr, ein großer deutscher Roman, für den alle Krimipreise nicht mehr genug sind.
RBB radio fritz, Buchtipp, Juli 2015
Fritz meint: *****
Ein dramaturgisch genialer Krimi, der die globale Katastrophe als unmittelbares Schicksal von ganz konkreten Menschen zeigt.